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2 Jahre Erfahrungen mit der neuen PRINCE2® Zertifizierung

Vor zwei Jahren stellte AXELOS die neue Version von PRINCE2 vor: Das neue Manual wurde als PRINCE2 2017 UPDATE in englischer Sprache veröffentlicht, ein Jahr darauf folgte die deutsche Version. Überarbeitet wurden auch die Zertifizierungsexamen und die Unterlagen zur Prüfungsvorbereitung. Nach einer Übergangsfrist muss das Examen nun ausschließlich nach PRINCE2 2017 Update erfolgen. Hier sind die Erfahrungen der ersten beiden Jahre.

Bei der Einführung der neuen Version betonte AXELOS stets, dass es sich dabei um "eine organische Weiterentwicklung" handele. Die Methode selbst blieb praktisch unverändert, die vier Elemente "Grundprinzipien", "Themen", "Prozesse" und "Anpassen an die Projektumgebung" blieben erhalten. Kleine Änderungen gibt es jedoch bei den einzelnen Prozessen, Themen, und bei einigen Begriffen. Mehr Raum und Aufmerksamkeit wird der Anpassung der Methode an die Projektumgebung gegeben. Das erleichtert die Anpassung an agile Lieferansätze.

Die Details zu den Änderungen durch PRINCE2 2017 UPDATE finden Sie im früheren Artikel .PRINCE2 2017 UPDATE. Alles in Allem sind die Änderungen nicht dramatisch. Sie sollten überhaupt kein Problem damit haben, auf eine alte Foundation Zertifizierung ein neues Practitioner Zertifikat draufzusetzen, oder bei einer Rezertifizierung in den neuen Ansatz zu wechseln.

Das neue Manual

Deutliche Änderungen gibt es im offiziellen Manual "Managing Successful Projects with PRINCE2®" bzw. "Erfolgreiche Projekte managen mit PRINCE2®". Nun erhält nun das Thema "Anpassung an die Projektumgebung" deutlich mehr Gewicht: Es gibt jetzt zweieinhalb Kapitel zu den Themen "Anpassen" und "Integrieren" von PRINCE2, in denen unterschiedliche Projektszenarien diskutiert werden. Hilfreich ist, dass sich in jedem der sieben Themen ein Abschnitt über die Minimalanforderungen (z.B. bei kleinen Projekten) an dieses Thema findet, und bei jedem Prozess Hinweise zur Anpassung dieses Prozesses. Die größte Veränderung ist, dass die Grundlagen und Grundprinzipien ausführlicher beschrieben werden. Eingespart wird das bei den Prozessbeschreibungen, die weniger detailliert ausgeführt werden.

Was sind die Änderungen bei der Zertifizierung?

In diesem Bereich gibt es einige Veränderungen. Prinzipiell bleibt es bei den beiden Qualifikationsstufen Foundation und Practioner. Das Foundation Zertifikat ist weiterhin unbegrenzt gültig, die Gültigkeit des Practitioner Zertifikats verkürzt sich auf drei Jahre. Die einfachere Möglichkeit der Re-Registrierung als Practitioner gibt es nicht mehr.

Nun hat man die Wahl, ob man nach spätestens drei Jahren die Practitioner Zertifizierung wieder absolviert. Oder ob man sich lieber beim neuen Service "My AXELOS" registriert und innerhalb dieser Online-Plattform durch bestimmte Aktivitäten Punkte sammelt, die dann die neuerliche Zertifizierung ersetzen. Aufgrund der Rückmeldungen meiner Seminarteilnehmer schätze ich, dass sich deutlich weniger als die Hälfte dort registriert haben. Vielleicht liegt es daran, dass diese Plattform nur in englischer Sprache betrieben wird.

Inhaltlich beschäftigen sich die Prüfungsfragen bei beiden Zertifizierungen stärker auf die Grundprinzipien. Bei den Fragen zu Prozessen geht es mehr um Ziele und Zwecke, bei den Fragen zu den Themen auf Ziele, Zwecke und Anforderungen (z.B. Minimalanforderungen) ausgerichtet. Die Prüfungsfragen sind bei der Foundation etwas schwieriger geworden, dafür muss man deutlich weniger beantworten.

Große Veränderungen gibt es bei der Prüfung zum Practitioner. Das Projektszenario, anhand dessen die Fragen zu beantworten sind, ist deutlich kürzer und einfacher. Und wie gesagt gibt es nun auch hier Fragen nach Grundprinzipien und Grundlagen. Zum Ausgleich gehen die Fragen bei Managementprodukten weniger ins Detail. Viele der wirklich lästigen und zeitaufwändigen Prüfungsfragen sind weggefallen, und es gibt nun beim Practitioner nur noch zwei Arten von Fragen.

Die Vorbereitung auf die Prüfung wird wichtiger. Zwar sind weniger Fragen zu beantworten, dafür sind diese deutlich schwieriger: Zur Beantwortung der meisten Fragen muss man Querverbindungen zwischen mehreren Themen und Prozessen herstellen. Prüflinge sollten das Manual daher gut kennen, da man in der Prüfung nicht mehr einfach nur an ein bis zwei Stellen nachschauen muss, wenn man sich unsicher ist.

Lesen Sie hier den vollständigen Artikel: Hans-Peter Ritt: Was ist neu am neuen PRINCE2? In Projekt Magazin 21.6.2019 https://www.projektmagazin.de/blog/neu-bei-prince2-2017